Jeder, der sich beim Nähen mit Nachhaltigkeit, sollte sich das recycelte Leder, ReLeda, mal anschauen. Hergestellt aus Lederresten und Kautschuk hat es eine besondere Haptik und immer wieder eine andere Optik, die durch die Sprenkel im Material entstehen. Es fasst sich ein wenig stumpf an, kann aber trotzdem gut mit einer normalen Haushaltsmaschine vernäht werden. Mein erstes Teststück war eine Tasche – und hier ist meine Anleitung zur Tasche:
Schnittmuster erstellen
Den fertigen Schnitt findet ihr am Ende des Artikels.
Das ReLeda ist relativ steif. Selbst im Vergleich mit Snappap, das wenigstens durch Feuchtigkeit nachgiebiger wird, ist es fester. Es mußte daher ein Taschenschnitt her, der für grobe, feste Stoffe auch gut wäre. Mir schwebte etwas vor, dass die Nähte außen haben würde (wenden schien mir nicht möglich) und den Deckel auch gleich integriert hatte. Ich zeichnete es grob auf Papier und übertrug das Schnittmuster zur Probe auf sehr festen Canvas zum Test.
Die Probenaht an der Seite und dem Boden zeigte auch das gewünschte Ergebnis, so dass ich den Schnitt auf das ReLeda übertrug.
Das Material läßt sich gut markieren und anschließend auch sehr gut ausschneiden. Trotz der Dicke geht die Schere da leicht durch.
Tasche nähen
Als erstes schließe ich die Seitennähte. Ich benutze dafür eine ganz normale Nadel, keine Ledernadel. Sie geht durch die 2 Lagen ReLeda leicht durch. Dadurch, dass das Material etwas stumpf ist, schiebt es auch etwas beim Nähen. Ein Teflonfuß (den ich nicht habe) würde wahrscheinlich die Sache erleichtern. Aber auch Seidenpapier zwischen Nadel und Material hilft, damit alles schön grade bleibt beim Zusammennähen.
Anschließend wird auch schon der Boden abgesteppt. Das erfordert ein wenig Kraft, zumal ich es nie hinkriege, dass die Kanten wirklich ordentlich aufeinander liegen. Meine Naht setze ich daher etwas weiter entfernt vom Rand, um hinterher alles sauber mit der Schere zu begradigen.
Wie man hier auch ganz gut sieht, kann man ReLeda nicht mit Nadeln feststecken. Dazu ist es zu dick, außerdem würde man die Löcher anschließend sehen. Daher hab ich hier alles nur schön zusammengeklipst. Das hielt auch gut.
Träger und Aufhängung der Träger
Anschließend muß ich mich um Träger kümmern. Ich habe kein passendes Gurtband mehr (dafür Taschenringe in allen Größen… hilft nicht, wenn kein Band dafür da ist… :/ )
Was ich jedoch habe, sind Sisal-Seile in verschiedenen Dicken. Eines davon passt ganz gut. Dann jedoch sehen wieder die Taschenringe nicht gut aus zusammen mit dem Seil. Ich bastel mir also eine Aufhängung aus dem Releda (Maße im Bild) und befestige sie mit Buchschrauben an den Seiten der Tasche.
Die Aufhängung bringe ich nur außen an, sie fasst also nicht nach innen rein. Das hätte sich sonst beim Schließen mit dem Deckel irgendwie gestört. Aber auch so sieht ja alles gut aus und sitzt sehr fest.
Die Löcher ließen sich mit einer Lochzange sehr leicht in das Material reinstanzen.
Das Seil fädel ich nun durch die Aufhängung durch. Ich lege es doppelt und verklebe anschließend die Ende mit Sekundenkleber. (es hat den Reißtest bestanden – Kind an einem Ende, ich am anderen… es hielt) Drum herum wickel ich ein Stückchen Leder, einfach weil es schöner aussieht, so versäubert.
Verschluß am Deckel
Als Verschluß für die Tasche wähle ich einen kleinen Karabiner am Deckel, der wiederum an der Tasche durch einen Taschenring hindurchgesteckt wird. Beides kann befestigt werden mit einem schmalen Streifen ReLeda. Hmmm… hier fällt mir auf, dass ich das Bild auch ruhig erst dann hätte machen können, als die Fäden nach innen gezogen waren… seid versichert, ich hab die Fäden nicht mehr hängen 🙂
So, damit ist sie auch fertig. Zum Glück schien grade die Sonne, so dass wir die ersten Fotos im Einsatz direkt draußen haben machen können.
Fazit: Ich finde das Material toll, aber ich steh auch eher auf festere Materialien. Auch Snappap oder sehr fester Canvas kommt mir gerne unter die Maschine. Menschen, die gerne feine Stöffchen verarbeiten und quilten, werden sich vielleicht eher nicht so damit anfreunden können. Aber, so hat ja auch jeder seins und so ist es auch gut. Ich jedenfalls freue mich darüber, dass es ReLeda jetzt gibt. Das gibt bestimmt ein paar spannende Kreationen demnächst.
Hier findet ihr meinen Testbericht zu ReLeda, als wir letztes Jahr das Material auch bei den Backstage-Tagen bei Snaply.de schon testen konnten.
Schnittmuster: selbst erstellt
Maße wie hier im Bild beschrieben:
Hinweis: Das ReLeda und auch die Buchschrauben wurden mir von Snaply.de als Testmaterial zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
Verlinkt bei Creadienstag TuT und Dienstagsdinge und I’msewHappy
Sehr schön! Auch die Idee mit dem Seil finde ich gut! Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man etwas im eigenen Fundus stöbert!
Eine tolle Tasche!!!
Liebe Grüße
Christiane
Liebe Christiane,
danke für Dein Feedback und Dein Lob. Weil’s von Dir kommt, freu ich mich extra drüber 🙂
liebe Grüße
claudia