Ich habe ein altes Segel geschenkt bekommen, das mal „echt“ auf einem Segelboot im Einsatz war. Es hat dementsprechend natürlich auch ein paar Flecken gehabt, die sich nicht mehr entfernen ließen, aber das störte mich nicht. Ist halt Material mit Geschichte 🙂 Aus dem festen Segelstoff habe ich mir, da die Badesaison eröffnet ist, eine Sporttasche genäht, die gut geräumig ist, aber kein kompliziertes Schnittmuster hat.
Zunächst habe ich tatsächlich versucht, die Flecken zu entfernen. Ich dachte mit Fleckenmittel und der guten alten Sonnenkraft wird das schon werden. Nein, wurde leider nicht. Aber, aufgrund der Flecken das tolle Segel einfach nicht zu nutzen, das wollte ich auch nicht. Ich habe mir Stellen gesucht, die einigermaßen „schön“ waren und angefangen.
Zum Nähen der Sporttasche braucht ihr (* Affiliate Links zu Amazon)
- Material (Segel, Snappap, festen Canvas, Wachstuch) 59,5 cm x 93 cm
- Material für die Enden des Reißverschlussen: 9 x 10 cm
- einen langen Reißverschluß, entweder für die ganze Länge des Materials, oder in Länge 52,5 cm
- runde Seitenteile: bei einer Länge des Taschenmaterial von 93 cm ist das auch der Kreisumfang Und wunderbarerweise gibt es auf dieser Hilfe-Seite einfache Eingabefelder für die Längen und heraus kommt der entsprechende Radius. In dem Fall dieser Tasche wäre das 14,8 cm
- insges. 3 Meter Gurtband und 2 Meter Schrägband
Mit diesem Überblick habt ihr auch die Maße meiner Tasche. Wenn ihr Eure Tasche kleiner macht, spuckt Euch der Rechner auf der Hilfe-Seite (Liste, oben) aus, wie groß Euer Kreis dann sein muss 🙂
Einfaches Schnittmuster
Die Tasche ist grundsätzlich wirklich sehr einfach zu nähen. Da das Material so steif ist, habe ich darauf verzichtet, noch irgendwelche extra Finessen einzubauen. Eine Innentasche oder Außentasche wäre vielleicht schon gewesen, ist mir im Nachhinein eingefallen. Wenn ich Kleinzeug hineinschmeiße (was sehr wahrscheinlich ist), werde ich ich das in ein extra Täschchen tun, damit ich auch alles wiederfinde
Sie hat also keinerlei Schnickschnack und ist damit also schnell und simpel zu machen (wenn man von der Steifigkeit des Materials abseht, wenn ihr ein weicheres Material für diesen Schnitt nutzt, seid ihr sicher schneller fertig). Damit ist das Schnittmuster bzw. diese Nähanleitung auch echt etwas für Anfänger, wenn ihr einen robusten Stoff nutzt.
Alles vorbereiten für die Sporttasche
Ich schneide aus dem großen Reststück des Segels mein Rechteck für die Tasche zurecht. Ich muss da teilweise doch ein wenig vor mich hinschimpfen, da das Segel so furchtbar steif ist. Ich hätte den Zuschnitt besser draußen gemacht und nicht auf einem Tisch. Beim Hin und Herwenden auf dem Tisch fegt es vorn und hinten immer alles herunter, was irgendwo am Rand liegt. So kann man seinen Krimskrams auf dem Tisch auch aufräumen… einfach alles auf den Fußboden.
Naja, irgendwann hab ich es dann endlich mal ausgeschnitten. Mit dem Rollschneider lässt sich das Material am besten schneiden, stelle ich fest.
Was brauche ich für die Tasche
Ich schneide das Rechteck für den Taschenkörper aus. Dann folgen die 2 Kreise aus dem gleichen Segelstoff (die Maße stehen oben in der Liste am Anfang des Textes). Außerdem brauche ich Gurtband für die Träger, einen Reißverschluss und Schrägband. Das ist mir leider erst später eingefallen, darum ist es hier nicht auf dem Bild. Das Schrägband nehme ich auch nur, weil die Nähte damit „schöner“ aussehen. Ich werde damit die Seitenteile / Nähte der Seitenteile von innen versäubern. Wer sich damit nicht herumschlagen will, lässt es weg.
Träger annähen
Nach dem Zuschneiden des Taschenkörper nähe ich auch schon die Träger dran, da keine weiteren Außen- oder Innentaschen vorhanden sind. Ich sag’s ja, ein echt einfaches Schnittmuster, eine Tasche in wenigen Schritten, sozusagen. Ihr müsst hier lediglich die Abstände vom äußeren Rand des Stoffes sind zu beachten (siehe übernächstes Bild).
Abstände für das Annähen des Gurtbandes
Unten im Bild habe ich Euch eingezeichnet, welche Abstände und Maße ihr beachten müsstet. Der Kreis bezeichnet den Anfang und das Ende des Gurtbandes. Ich habe da angelegt, weil das die Unterseite der Tasche sein wird und es dort am unauffälligsten ist. Das liegt ein klein wenig hinter der Mitte auf der Rückseite der Tasche. So stelle man die Tasche nicht immer direkt auf dem Knubbel ab und es ist nicht gleich von vorne sichtbar. Bitte beachten, das Gurtband wird an einem Stück angenäht, daher ist es wichtig, dass ihr euch die Abstände vor Beginn des Nähens auf eurem Stoff deutlich markiert.
Der Anfang und das Ende des Gurtbandes werden mit einem kleinen Zickzackstich versäubert und gesichert. Markiert Euch die Eckpunkte, die ich hier eingezeichnet habe, damit ihr wisst, wo die Nähte anfangen und aufhören.. Das Gurtband wird angelegt und in einer graden Bahn angenäht bis 10 cm vor dem Stoffrand. An dieser Stelle muss das Gurtband fest „verankert“ werden, damit später beim Tragen der Tasche nichts ausreißt. Am Besten ein Viereck nähen und noch einmal quer rüber über das Viereck. Unten auf dem Bild der fertigen Tasche seht ihr das genauer.
Dann den Träger auf der anderen Seite wieder mit Abstand von 10 cm zum Rand mit einem Viereck festmachen/ verriegeln und eine weitere grade Naht der Länge nach machen. Bitte Aufpassen, dass der Träger nicht verdreht. Unter der Nähmaschine kommt schon mal was ins Verrutschen und wenn der Tröger hinterher sitzt, aber verdreht ist, wäre das echt ärgerlich.
Wenn ihr einmal rum seid, dann noch auf der anderen Seite des Gurtbandes eine Naht setzen, damit es gut fixiert ist.
Reißverschluss vorbereiten und annähen
Der Reißverschluss kann entweder über die gesamte Länge der Tasche gehen, oder aber mit Stoffstücken versäubert, auch ein klein wenig kürzer sein. So versäubert ihr die Enden eines kürzeren Reißverschlusses:
Zwei kleine Rechtecke in den angegebenen Maßen vorbereiten und den Reißverschluss darin einschlagen, so dass die Enden des Rechteckes unterhalb des Reißverschlüssen liegen. Dann einfach einmal quer drüber nähen. Soweit ist das dann erst einmal fertig.
Der Reißverschluss mit seinen langen Stoffenden muss jetzt mittig an der oberen Kante des Taschenkörpers ausgerichtet werden. Wenn ihr die Mitte gefunden habt, schneidet einfach die überstehenden Ende ab, das heißt, die eingepackten Reißverschluss-Enden werden auf die Breite des Taschenkörpers gekürzt.
Der Reißverschluss wird nun angenäht. Um die offenen Nähte zu versäubern, nähe ich gleichzeitig ein Schrägband mit an. Das könnt ihr auch anschließend machen, wenn ihr Euch beides nicht gleichzeitig zutraut. Aber, da es kein Futter gibt, sehen die Nähte von innen auf diese Weise einfach schöner aus.
Der Reißverschluss wird anschließend von außen noch einmal knappkantig abgesteppt, damit er nicht immer so hochsteht. Das ist vor allem bei diesem steifen Material wirklich ganz praktisch und sieht auch ordentlicher aus.
Soooo, eine fertige Taschenrolle. Hundetunnel, wie das Kind anmerkte… nunja, könnte man tatsächlich als solchen nehmen, aber ich will ja eine Tasche. Also geht’s an dieser Stelle weiter mit den Seiten.
Seitenteile annähen
Für die Länge des Taschenkörpers kann man mit Hilfe des Internets auch ganz einfach ausrechnen lassen, wie groß der Stoffkreis an den Enden der Tasche sein muß. Nix mehr mit dem Taschenrechner, zum Glück. Internet sei dank 🙂 (Unten gibt’s die Webseite mit).
Die vorbereitete Tasche wende ich auf links und klipse mit Wonderclips den Taschenboden rundherum fest. Da fällt dann auch bereits auf, ob die Kreisgröße passt. Ich nehme Clips, da keine Stecknadel durch das Material geht, leider. Anschließend zwinge ich das steife Material unter die Nähnadel. Es wehrt sich nach Kräften, ich fluche noch ein wenig, aber ich bin zum Glück allein in meinem Nähkämmerchen. Die Nähte werden nicht wirklich fein, aber sie erfüllen ihren Zweck, auch wenn sie krumm sind. Von außen sieht man es anschließend eh nicht mehr.
Das Versäubern mit Schrägband mache ich diesmal in einem weiteren Nähdurchgang. Gleichzeitig Zusammennähen und das Schrägband mit annähen, schaffe ich nicht gleichzeitig, da mir das Material immer wieder verrutscht. Ich hatte erst die Befürchtung, dass dadurch das Segel zu oft mit der Nadel durchstochen wird und womöglich an der Stelle schneller reißt. Aber es sind ja „nur“ die Seitenteile, auf denen nicht so viel Druck lastet, es hält alles bisher. 🙂
Hier seht ihr noch einmal, wie ich das Gurtband oben fixiert habe.
Und die Tasche ist fertig. Super, das ging echt mal schnell. Der erste Badeeinsatz kann kommen.
Überblick der einzelnen Schritte
- Rechteck für Tasche ausschneiden
- 2 x Kreise für die Seiten der Tasche ausschneiden
- Gurtband annähen
- Reißverschluß vorbereiten und annähen
- Taschenseiten annähen
Und, für alle, die jetzt Lust auf mehr haben, hier gibt es die Anleitung für einen Seesack aus Segelstoff.
Hinweis zum Nähen mit Segeln
Das Nähen von Taschen aus einem echten Segel war etwas kompliziert. Das Material ist sehr steif, man kann es nicht einfach unter den Arm der Nähmaschine knuddeln, wie man es von leichten Baumwollstoffen gewöhnt ist. Auch, dass ich ausschließlich mit den Clips arbeiten konnte, hat die Sache verlängert. Nadeln würden ein Loch hinterlassen. Aber die Clips sind nur mäßig stark. Sie halten das steife Segel schon einigermaßen, aber bei Wendungen unter der Nähmaschine verrutscht entsprechend auch manches. Das Nähen von Segel ist für mich vergleichbar mit dem Nähen von Snappap. Das ist auch so steif und kann nicht mit Nadeln fixiert werden. Das sollte auf jeden Fall vorher bedacht werden, wenn ihr euch auch an ein Segel machen wollt. Ich finde, das Ergebnis ist super, da das Material so einen tollen „used-Look“ hat und man auf jeden Fall immer ein Stück herumträgt, dass niemand genauso hat. Und sie ist haltbar. Ich habe sie nun zum Reisen und auch natürlich als Badetasche im Einsatz und sie lebt noch immer 🙂
Hinweis: Reißverschluss, Gurtband und Schrägband wurden mir von Snaply.de als Testmaterial zur Verfügung gestellt.
Hallo Claudia !
Tolle Tasche ! Die würde ich mir, dank Deiner tollen Anleitung, selbst als Anfängerin zutrauen. Magst Du mir noch verraten, welches Nähgarn Du benutzt hast?
Viele liebe Grüße
Steffi
Hallo Steffi,
das freut mich echt. Ich wünsch Dir viel Spaß dabei.
Als Garn hab ich normales von Gütermann benutzt. Das hält gut
viele Grüße
claudia
Hallo,
Tolle Tasche und wirklich fix aber in den Radius hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen;-)
29,6 cm ist der Durchmesser,der Radius entsprechend 14,8cm
Viele Grüße
Nina
woops, Nina, vielen Dank. Ich hab es grade korrigiert. Wenigstens Abschreiben sollte man ein Rechenergebnis doch korrekt 😀
viele Grüße
claudia